Unbestritten
dürfte sein, daß das Wunder von Bern eine mentale
Aufbruchstimmung in der Bundesrepublik erzeugt hat, wie kein
Sportereignis je zuvor oder später. Das Verhalten der
(erfolgreichen) Herberger- Elf war in jeder Hinsicht
vorbildhaft. Mannschaftsgeist, Einordnung in das Kollektiv,
Fleiß, Siegeszuversicht und vor allem Disziplin in wohl jedem
Bereich waren für Herberger die entscheidenden Eigenschaften. Noch
heute gelten diese Umstände im Bereich der Sportreportage als
deutsche Tugenden. Der Vizeweltmeistererfolg in Korea und Japan
2002 hat wohl zur Wiederbesinnung auf diese Tugenden
beigetragen, ein (vormals von Presse und Öffentlichkeit
geforderter) Paradigmenwechsel hin zum "ästhetischen"
Fußball nach Vorbild der Franzosen (zumindest der aus den
Jahren 1998 bis 2000) wurde nicht vollzogen. Wie die Ergebnisse
der Weltmeisterschaft 2002 darlegen wohl zu recht. Die
Leitmotive der Herberger- Mannen zumindest waren Vorbild für
das gesamte deutsche Volk der 50er Jahre. Das Wirtschaftswunder
hätte kaum ohne diese Tugendhaftigkeit stattgefunden. Auch das
kollektive Erlebnis, daß zumindest der sportliche Erfolg dem
Nachkriegs- Deutschland ein wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ,
gilt als beachtenswerte Folge des 54er WM- Sieges. |