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Deutschland
im Endspiel |
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"Deutschland
im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft - das ist eine
Riesen- Sensation - das ist ein echtes Fußball-
Wunder.", eröffnete Reporter Herbert Zimmermann
seine Radioreportage vom Endspiel. Es ist kein
schöner, regnerischer Tag. Auf den Tribünen verzieren
Regenschirme und Zeitungen die Häupter der
Zuschauer. |
Doch
die deutschen Schlachtenbummler stört dies wohl kaum: "Fritz-
Walter- Wetter" bedeutet der Regen. Dennoch: die
Vorzeichen sprechen eine eindeutige Sprache gegen die deutschen
Kicker. 3:8 in der Vorrunde gegen Ungarn, Trainer Sepp Herberger
hatte vor Spielbeginn, nachdem er den Rasen im Wankdorf- Stadion
besichtigte, einen kleinen Autounfall und 39 von 40 Reporter-
Kollegen, die Herbert Zimmermann vor dem Spiel befragt, sagen
einen Sieg der Ungarn voraus... |
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Frühe
Führung |
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Der
Spielverlauf weist auf alles andere als auf ein Wunder
hin. Erwartungsgemäß geht die damals weltbesste Mannschaft der
Ungarn, oder um mit Herbert Zimmermann zu sprechen: "die
Puszta- Söhne" in Führung. Ferenc Puskas- der
"Major" erzielt bereits in der sechsten Spielminute
die Führung, Czibor sorgt mit dem 2:0 zwei Minuten später für
deren Ausbau. "Was wir befürchtet haben, ist
eingetreten", so die traurige Feststellung von Herbert
Zimmermann. Für die überaus favorisierten Ungarn läuft alles
nach Plan und auch der neutrale Beobachter kann sich nicht des
Eindruckes erwehren, daß alles wie vorausgesehen laufen sollte. |
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Doch
die Mannschaft um Spielführer Fritz Walter spielt unbeeindruckt
weiter. Wiederum nur zwei Minuten später ist es so weit: der
Nürnberger Morlock schießt zum Anschlußtreffer ein.
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Mit aller
Kraft segelt er durch den Strafraum der Ungarn und kann so dem
Ball den Weg ins rechte Eck bereiten. "Gott sei Dank! Es
steht nur noch 2:1. Und das sollte uns Mut geben" der
Kommentar Zimmermanns. |
Die deutschen Angriffsbemühungen ebben
nicht ab und finden ihren Lohn in der achtzehnten Spielminute. |
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Fritz Walter führt einen Eckball aus, den Helmut Rahn, bei
Rot-Weiß Essen unter Vertrag, nach Direktabnahme in den Maschen
des ungarischen Tores versenkt. |
Doch
es läuft eine Angriffswelle der Ungarn nach der nächsten.
Bisher aber ohne nennbaren Erfolg. Halbzeit im Wankdorf-
Stadion. |
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Zweite Halbzeit |
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In
der zweiten Halbzeit das gewohnte Bild: Favorit Ungarn kommt ein
ums andere Mal gefährlich vor das deutsche Tor. Doch der
Düsseldorfer Fortune Anton ("Toni") Turek hat einen
guten Tag. Kein Schuß erreicht das von den Ungarn gewünschte
Ziel. "Teufelskerl"
und "Fußballgott" werden in diesen Minuten neue Beinamen
Tureks - Zimmermann ist außer Rand und Band. Doch die Angriffe
der Ungarn wollen kein Ende nehmen. Sie sind drückend
überlegen und die erneute Führung scheint logische Konsequenz
des Spielverlaufs. Seine Hörerschaft zu Hause vor den
Radioapparaten fordert Zimmermann auf, die Daumen zu drücken,
"auch wenn Sie sie zerdrücken". |
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Weiter
regnet es im Wankdorf- Stadion. "Unaufhörlich prasselt der
Regen hernieder." Die Ungarn haben ihre Angriffsbemühungen
längst nicht eingestellt. |
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Sechs Minuten vor Spielende sieht
Reporter Zimmermann immer wieder den rechten Läufer der Ungarn.
"Bozsik, immer wieder Bozsik der rechte Läufer der Ungarn
hat den Ball - verloren, diesmal an Schäfer. Schäfer nach
innen geflankt. Kopfball - abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste
Rahn schießen. Rahn schießt... Toooor! Toooor! Toooor! Toooor!"
Die 84. Spielminute. Das Spiel hat sich unerwartet gewendet -
nun führt Außenseiter Deutschland. |
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"Drei zu zwei
führt Deutschland fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie
mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt. Ich
glaube, auch Fußball- Laien sollten ein Herz haben und sollten
sich an der Begeisterung unserer Mannschaft und an unserer
eigenen Begeisterung mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten.
Viereinhalb Minuten Daumen halten in Wankdorf. Drei zu
zwei führt Deutschland nach dem Linksschuß von Rahn, der flach
im linken Eck einschlug [...] Drei zu zwei für Ungarn - für
Deutschland - ich bin auch schon verrückt, Entschuldigung!
[...] Und die Ungarn, wie von der Tarantel gestochen, lauern die
Puszta- Söhne, drehen jetzt den siebten oder zwölften Gang
auf, Und Kocsis flankt - Puskas abseits - Schuß - aber nein,
kein Tor! Kein Tor! Kein Tor! Puskas abseits." Fast der
Ausgleich für die Ungarn. |
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Ungarn aus dem
Häuschen |
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Die
letzten Minuten mit Herbert Zimmermann: "Fritz Walter zu
Schäfer. Schäfer in Rechtsaußenposition. Könnte nach innen
flanken. Schießt! Aber er schießt an das kurze Außennetz. Es
gibt Abschlag vom Tor der Ungarn. Vielleicht lässt der
Schiedsrichter auch nachspielen, wegen der einen oder zwei
Verletzungen, die passiert sind. Die Ungarn sind völlig aus dem
Häuschen. Deutschland ist wieder im Ballbesitz. Rahn hat den
Ball bekommen. Rahn spielt zu Fritz Walter. Ball verfehlt.
Puskas am Ball im Mittelkreis - aber Eckel springt dazwischen -
hat abgewehrt. |
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Die ganze deutsche Mannschaft setzt sich ein -
mit letzter Kraft, mit letzter Konzentration. Ottmar Walter
fällt hin. Boszik an zwei Deutschen vorbei - jetzt haben die
Ungarn eine Chance - spielen ab zum rechten Flügel - Czibor -
jetzt ein Schuß! Gehalten von Toni! Gehalten! [...] Die Ungarn
erhalten einen Einwurf zugesprochen. Der ist ausgeführt - kommt
zu Boszik - aus! |
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Der
'Lauterer Liebrich rettet vor Puskas. |
Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland
ist Weltmeister. Schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale
in Bern." |
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Deutschland völlig
aus dem Häuschen |
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Nachspiel
in der Kabine: der Journalist Ludwig Maibohm konnte
berichten, daß Herberger den Helden gegenübertrat, Fritz
Walter tief in die Augen sah und dieser ein lautes Hipp-
Hipp Hurra anstimmte. Maibohm weiter: "Dieser
Händedruck mit dem klaren Blick in die Augen von elf
Freunden". |
Die
"Helden von Bern" nach dem Abpfiff. |
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Die
erste deutsche Weltmeistermannschaft war geboren. Ihr
sollten noch die deutschen Weltmeister von 1974 und 1990
folgen, doch die Dimension des Erfolges blieb bisher
unerreicht. Nicht
nur der Sporthistorie, sondern darüber hinaus der Entwicklung der
jungen Bundesrepublik wird diesem WM- Gewinn
große Bedeutung zugemessen. |
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Als "Geburtsstunde der
Republik" wird der Gewinn daher bezeichnet [lesen
Sie mehr hierüber].
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[impressum/
rechtliches]
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